Mittwoch, 2. Mai 2012

Ein Groschenkrimi namens Wirklichkeit

Rezension der Totensteige von Dieter Paul Rudolph:

"Jetzt sind wir dort, wo uns Lehmann haben will: In einem furchtbaren Groschenkrimi namens Wirklichkeit, siehe Finanzkrise, siehe Euro, siehe den ganzen Rest, den wir nicht verstehen, also aber glauben."

Das schreibt Dieter Paul Rudolph in Watching the detectives und analysiert die Struktur des 10. Lisa-Nerz-Krimis Totensteige als augenzwinkerndes Spiel mit Versatzstücken aus Krimi und Thriller und deren Überhöhung ins Groteske, das dadurch um so mehr Wirklichkeit vorführt.

"Vorweg: Das ist kein Roman über die Finanzkrise, das Eurorettungskarussell oder einen zu lockeren Bundespräsidenten, der waidgerecht zur Strecke gebracht wird. Und weil er das nicht ist, ist er genau das: Ein Roman über den Mechanismus, der solchen Dingen innewohnt, sie antreibt, manchmal erst erschafft. Sagen wir also: Christine Lehmanns "Totensteige" ist ein fundamentaler Roman, in einigem sogar ein fundamentalistischer, der keine literarische Ideologie neben der kriminalliterarischen duldet. Und diese Ideologie zugleich gnadenlos vorführt. 537 Seiten lang."

Die ganze Kritik in Watching the detectives

Christine Lehmann sagt dazu: "Nur um solche Texte lesen zu dürfen, lohnt es sich, Krimis zu schreiben. Danke, Dieter Paul Rudolph."